Chronik Weinzlitz



Auf einer Anhöhe zwischen Vierschau, der Klötzlamühle und Draisendorf liegt Weinzlitz, ein jahrhundertealter, ehemals adeliger Besitz, dem niemand heute seine Geschichte ansehen würde.

alte Bleistiftzeichnung vom Rittergut Weinzlitz
Rittergut Weinzlitz um 1790
nach einer Bleistiftzeichnung des Freiherrn Ludwig von Feilitzsch

Leider besitzen wir aus der Gründerzeit, dem hohen Mittelalter um 1100 bis 1300 keine Urkunden. Die ersten Siedler dürften freieigene Bauern gewesen sein. Weinzlitz wird am 3. März 1374 erstmals urkundlich erwähnt, als die Äbtissin des Hofer Klaraklosters Thekla von Uttenhofen einem Rückkaufvertrag wegen eines halben Hofes in Draisendorf zustimmte, waren ihre Partner Judith Hummel oder Huntel und "Fritz von Weinzlitz". 1376 wurde der Hof des Fritz als Klosterbesitz von allen Lasten und Zinsen befreit.

1390 besaßen Nickel von Kotzau einen Hof und zwei Güter, Konrad Rabensteiner zwei Lehengüter im Dorf. Der Hof des Fritz, wohl die erste Ansiedlung im Dorf war an die Rabensteiner verkauft worden.
Die Klötzlamühle wurde am 26. August 1396 durch Nickel Forster um 14 Schock Meißner Groschen an das Klarakloster verkauft und ging am 27. März 1398 in den Besitz von Nickel, Konrad und Heinrich Rabensteiner über. Bei dem Überfall der Weidaer, 1402, auf das Hofer Umland kamen diese nicht nach Weinzlitz.

1413 lesen wir erstmals von einem "Vorwerk" der Rabensteiner. Konrad Rabensteiner ließ seiner Ehefrau Anna, einer geborenen von Lüchau, auf Weinzlitz und Döhlau ein "Leibgeding" als Witwengeld eintragen, denn unter den Adeligen bestand allgemein der Brauch, die Ehefrauen aus Einkünften der Lehengüter zu versorgen. Konrad starb oder fiel im Kampf 1414.

Ab 1417 wurde der als Vorwerk aufgeführte Witwensitz zum Adelssitz ausgebaut. 1437 übernahmen die Vormünder der Söhne Conz und Heinz des verstorbenen Friedrich Rabensteiner das Gut samt dem Fischwasser in der Regnitz. 1495 und 1502 finden wir nur noch das Geschlecht der Rabensteiner, so in Weinzlitz auf vier, in der Klötzlamühle auf zwei Höfen. Nun ist auch eine Schäferei mit ausgedehnten Weiderechten verbrieft.

Am 10. Juni 1534 wurde Weinzlitz an Hans Heinrich von Feilitzsch auf Trogen, obern Teils, verkauft. Dieser besaß mit seinem Bruder Sigmund auch Güter in Klötzlamühle, Osseck am Wald, Draisendorf, Kühschwitz, Trogenau und Regnitzlosau. Dieser Lehensbestand verblieb bei dem Ritterlehen in den folgenden Jahrhunderten, begriff jedoch nicht alle Anwesen der genannten Orte in sich.

1574 finden wir als Besitzer Adam von Zedtwitz auf Burg Neuberg bei Asch. Am 20. Juni 1604 verkaufte der Zedtwitzer an Christoph von Behringen zu Bottlichendorf. 1626 gehörten zum Sitz in Osseck vier halbe Höfe, in Regnitzlosau ein halber Hof und eine Herberge, in Draisendorf ein halber Hof, eine Herberge und die Erbschenkstatt, in Kühschwitz ein ganzer und zwei halbe Höfe, in Vierschau fünf halbe Höfe und eine Herberge, in Hohenschwesendorf ein halber Hof und ein Lehen.

Teilung des Gutes am 26. Juli 1641 zwischen Johann und Georg von Drechsel, Gebrüder und Johann Ernst von Behringen. Der Vater von Johann und Georg war Georg Drechsel der Ältere. Er war Hammerherr auf Marxgrün und Unterklingensporn.
Dessen Bruder Jacob war unter dem Grafen Sebastian Schlick, Proviantmeister mit acht "reisigen" Pferden in Kämpfen wider die Türken in Ungarn und wurde deshalb samt seinen Brüdern von Kaiser Rudolph "dem Anderen" am 12. April 1595 mit einem Wappen begabt und in den Adelsstand erhoben. Johann wurde am 28. Juni 1600 geboren. Er besuchte das Gymnasium in Hof (1615 - 1618), Gera (1618 - 1620) und studierte dann an der Universität Leipzig. Er wurde Deputierter der Höfer Ritterschaft. Aus erster Ehe (1627) entsprangen drei, aus zweiter Ehe (1634) 11 Kinder. 1637 kaufte er auf Veranlassung des Markgrafen Oberklingensporn. 1657 kam der vordere Erbsbühl zu Weinzlitz.
Johann verstarb am 2. Februar 1657. Sein Fürst besuchte ihn noch, Johann Drechsel hat noch notdürftig mit ihm geredet und Abschied und Valet (Lebewohl) genommen.

Sein Sohn Johann Adam (geboren am 13. Oktober 1635) studierte in Jena, wurde 1661 Dr. jur., darauf Lehensgerichtsassessor, Hofrat, Hofgerichts- und Konsistoriumsassessor und Besitzer von Weinzlitz. Auch sein Bruder Georg Caspar (studierte 1676 in Altdorf) wurde mit Weinzlitz belehnt. Johann Adam war viermal verheiratet und starb am 3. Oktober 1703 zu Weinzlitz.

Sein Sohn Rudolph Christoph (geboren am 20. Februar 1668) heiratete am 11. August 1690 Rosina Dorothea, geborene von Reitzenstein, hatte 13 Kinder und wurde auch Herr auf Weinzlitz. 1697 kaufte er das obere Rittergut mit Edelmannsbehausung in Scharzenbach/Wald, 1716 das Schloss Schauenstein samt dem Schafhof. Rudolph Christoph war brandenburgischer Hofrat und eine zeitlang Oberamtmann über Schauenstein und Helmbrechts.
Sehenswert ist das Grabdenkmal seines ältesten Sohnes Carl Georg Christoph in der Regnitzlosauer Kirche neben dem Altar.

Da ein Großteil der alten Weinzlitzer Aktenbestände verloren ging, sind nicht alle Besitzwechsel zu klären, jedenfalls verkaufte am 22. März 1742 der Königlich Dänische Major Christoph Ernst von Drechsel eine Hälfte des Gutes an Christoph Daniel von Feilitzsch (gestorben 1748) auf Krötenhof. Dieser wurde Stammherr einer neuen, später wieder erloschenen, Feilitzscher Seitenlinie. Die andere Hälfte des Guts besaß zunächst dessen Bruder Karl Philipp. Dieser verkaufte an Hans Heinrich von Seydewitz, Ansbacher Kammerherr, von dem es am 10. März 1761 Heinrich Christoph Traugott, Sohn des Christoph Daniel, kaufte.

Die Söhne des Heinrich Christoph Traugott von Feilitzsch, Carl Christoph Lebrecht und Heinrich Karl Philipp hatten wohl nur Verwalter auf dem Rittergut. Heinrich Karl Philipp war Ansbachischer Offizier und wurde vom Markgrafen 1777 mit seinem Regiment an die Engländer, im Krieg nach Amerika verkauft. Über seine Erlebnisse in der "Neuen Welt" führte er ein interessantes Tagebuch. 1783 kehrte er zurück. Nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst wurde er Forstbeamter und Kammerherr, später Königlich Preußischer Forstmeister.
Grabdenkmal in der Regnitzlosauer Kirche
Grabdenkmal des Hofrats Christoph von Drechsel in der St. Ägidienkirche in Regnitzlosau (er starb im Jahr 1726)
Von seinen Söhnen verstarb 1854 Christoph Heinrich Friedrich von Feilitzsch, geboren am 03. Juli 1798. Daraufhin übernahm sein Bruder Friedrich Wilhelm Weinzlitz. Vorher diente er als Hauptmann im Königlich bayrischen 6. Infanterie-Regiment. Er bewirtschaftete das Gut, blieb aber unvermählt. Er starb am 11. April 1866 im Alter von 70 Jahren. Da er die notarielle Verbriefung versäumte, das Gut an die Linie Trogen zu vererben, fiel der Besitz an die Verwandten mütterlicherseits in Ansbach und wurde verkauft.

Das Weinzlitzer Rittergut hatte ein eigenes Patrimonialgericht, welches 1848 aufgelöst wurde. Als man 1810/11 damit begann, alle Güter in Bayern einheitlich zu besteuern, wurden die Besitzungen mit 36.000 Gulden bewertet. Erhebliche Leistungen an Rechtholz mussten an die Lehensleute aufgebracht werden. In Draisendorf empfingen die Bauern Köppel, Strunz, Schörner, Gemeinhardt, in Osseck am Wald Merkel, Küspert, Schleicher, Köppel und Greim, in der Klötzlamühle Rödel und Hopperdietzel, in Vierschau Schörner, in der Quellitz die Schödel, Holz aus den herrschaftlichen Waldungen.

Im Orte Weinzlitz selbst gehörten alle neun Höfe zum Gut. Wir lesen die Namen Köppel, Döbrig, Schörner, Vogel, Hager, Kießling, Jahreis, Deininger, Penzel und Schödel. Der Quellitzmüller Jahn musste ständig einen Jagdhund für die Gutsherrschaft halten. Nach der Adelsherrschaft sind folgende Besitzer zu lesen (ab 1881): Friedrich Anton Leohardt, Zelle bei Aue, 1893 Ernst Proß , Leipzig, 1895 Hans Zacher , 1898 Franz Grunert, Schedewitz, 1901 die Fabrikanten Ernst Wilhelm Glathe junior und Adolf Heinrich Glathe, Mitteloderwitz, 1903 Firma Ludwig Gräf, Plauen und Viktor Walther Völckel, Ottendorf, 1908 Heinrich Hertel, Oberhartmannsreuth
Im 19. Jahrhundert erfuhren die Gutsgebäude mehrfache Umbauten. Das ehemalige Rittergut ist heute ein rein landwirtschaftlicher Besitz geworden. Das Dorf ist mittlerweile auf 20 Häuser angewachsen.



Quelle: "Aus der Geschichte der ältesten Lehenshöfe um Hof" von Hans Hofner und "Drechsel in Oberfranken" von Wolfgang Schubert
Wohngebäude um 1950
Das Wohngebäude des ehemaligen Rittergutes um 1950
alte  Postkarte aus Weinzlitz
Alte Postkarte aus Weinzlitz

alte  Postkarte aus Weinzlitz
Alte Postkarte aus Weinzlitz

Weinzlitz im Jahr 2003
Weinzlitz im Jahr 2003
Nachfolgende Bilder und Informationen wurden dem Buch "Regnitzlosau die Gemeinde im Dreiländereck Bayern - Sachsen - Böhmen in Bildern aus der Vergangenheit", erschienen 2007 im Geiger-Verlag (ISBN 978-3-86595-200-4) entnommen:
Gastwirtschaft Seidel in Weinzlitz
Gastwirtschaft Seidel in Weinzlitz, heute Familie Schiffler. Die Gaststätte wurde Anfang der 1960er Jahre geschlossen.
Heuernte im Gut Weinzlitz
Heuernte im Gut Weinzlitz